#Adventskalender-Minutengeschichte2023 14. Dezember: Vier Wochen Warten

Was stand da? Vier Wochen? Hatte sie richtig gelesen? Tatsächlich, da stand vier Wochen. Das musste sich um einen Druckfehler handeln. Man konnte einen Teig nicht vier Wochen ruhen lassen, bevor man ihn weiter verarbeitete. Das machte man vielleicht mit selbstgemachten Senf, aber doch nicht mit Lebkuchenteig.

Mal sehen, was im Internet bei den Lebkuchenrezepten stand.

Na also, ein paar Stunden und dann konnte sie mit dem Backen beginnen. Sie hatte es gewusst.

Aber… Moment mal, da stand auch was von vier Wochen, um einen besonders feinen Geschmack zu bekommen.

Wer war so verrückt und stellte vier Wochen seinen Teig irgendwo hin, damit dieser ruhen konnte? Entweder hatten sich dort Tiere eingenistet, jemand warf den Teig weg, weil er ihn für eine undefinierbare Masse hielt oder ein Langfinger machte sich dran zu schaffen, dass am Ende eine leere Schüssel zurückblieb. Bei einer Geh- oder Ruhezeit von sechzig Minuten musste sie schon aufpassen, dass niemand vom Teig probieren wollte, da waren vier Wochen absolut nicht machbar.

Im Mittelalter war Lebkuchenbäcker ein richtiger Beruf gewesen. Die hatte es nicht nur in Nürnberg gegeben, sondern in jeder größeren Stadt, deren Bewohner es sich leisten konnten.

Und damals wie heute konnte man das ganze Jahr Lebkuchen kaufen und essen. Natürlich nicht im Supermarkt, da kam das Herbstgebäck erst Ende August, aber traditionell blieb es Weihnachtsgebäck. Und sie würde den Teig einen Tag ruhen lassen. Die Schüssel würde sie in der hintersten Ecke des Kellers verstecken, wo niemand hinkam, außer die Wasseruhr musste abgelesen werden.

(Helen Hoffmann)

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