In memoriam Santosh
Heute an Heiligabend waren Leah und Moritz sehr früh aufgestanden, obwohl sie an schulfreien Tagen ausschliefen, denn sie wollten in den Zoo gehen. Dieser machte um 13 Uhr wieder zu, dass sie pünktlich bei Öffnung um neun Uhr da sein wollten.
„Können wir?“, wollte ihr Vater wissen.
„Ja!“, kam es gleichzeitig von Leah und Moritz.
Als sie am Zoo ankamen, war es kurz vor neun, doch es warten bereits zahlreiche Besucher darauf, dass geöffnet wurde.
Endlich wurden die beiden großen Tore aufgemacht und sie konnten hinein. Als erstes ging es zu den Giraffen und Zebras in den Stall.
„Das stinkt!“, sagte Moritz und hielt sich die Nase zu.
„So riechen Tiere“, sagte seine Mutter lachend.
Sie kamen bei den Ponys und Eseln vorbei. Neugierig kam ein Grauohr vorbei und ließ sich von Leah und Moritz streicheln. Doch als ein braunes Pony sich näherte, lief der Esel weg.
„Du bist blöd“, sagte Leah zu dem Pony und ging weiter zu den Ziegen, die sich unter ihrem Vordach aufhielten und Heu fraßen.
„Die kommen gar nicht“, sagte Moritz enttäuscht.
„Vielleicht später.“
Weiter ging es vorbei an den Löwen. Das Männchen sah nach draußen, fand es aber zu kalt, um dort umherzugehen.
Sie kamen zu den Elefanten, die gerade nach draußen gingen.
„Hast du das Geschenk dabei?“, fragte Leah ihre Mutter.
„Ja, ich hole euch die Geschenke aus dem Rucksack, dann könnt ihr sie in die Kiste legen.“
„Was ist da noch alles drin?“, wollte Moritz wissen.
„Wir haben Erdnüsse, Walnüsse, Soft-Feigen, Rote Bete und Äpfel gekauft. Das ist in beiden Geschenken drin.“
„Das ist alles für den kleinen Elefanten zum Geburtstag?“
„Ich denke, dass er so nett ist und seiner Mutter, seinen Tanten und Geschwistern etwas abgeben wird“, sagte Moritz‘ Vater.
„Ich würde alles für mich behalten“, meinte Moritz, der nicht gern teilte.
„Da wären die anderen Elefanten traurig, wenn der Kleine nichts abgeben würde. Er bekommt von ihnen doch auch immer etwas“, sagte seine Mutter.
„Zum Dank werden sie in den Po gepiekt“, sagte Leah.
Die Geschenke, auf denen der Name des Geburtstagskindes stand, hatten in der Kiste neben weiteren Futtergaben für den kleinen Elefanten ihren Platz gefunden.
Draußen standen die Dickhäuter in ihrem Gehege herum und fraßen Äste, die sie eifrig kleiner brachen und sich die Stücke ins Maul schoben. Die Kälte schien ihnen nichts auszumachen.
„Guck mal, die Pfleger tragen alle Weihnachtsmützen“, sagte Moritz.
„Damit die Elefanten wissen, dass heute nicht nur der Kleine Geburtstag hat, sondern auch Heiligabend ist“, sagte sein Vater.
Lange standen sie vor dem Gehege und sahen den Dickhäutern beim Fressen zu. Der kleine Elefant ärgerte die Älteste, die sich von ihm durch die Gegend schieben ließ, bevor sie sich umdrehte und ihm eine Kopfnuss verpasste.
„Au!“, sagte Leah und hielt sich den Kopf, als hätte sie selbst den Stoß abbekommen.
Eine Elefantenkuh näherte sich leise einem Pfleger von hinten und griff mit ihrem Rüssel zielsicher nach seiner Weihnachtsmütze, die sie sich auf den Kopf warf. Dort blieb sie liegen und die Elefantin schüttelte sich bis die Mütze an Halt verlor und zu Boden fiel. Bevor der Pfleger die Mütze aufheben konnte, kam das Geburtstagskind angelaufen und schnappte sich die Weihnachtsmütze.
Lachend beobachteten Leah und Moritz das Geschehen, bevor sie mit ihren Eltern zu den Orang-Utans weitergingen. Dort wurde ein Tisch frei und sie setzten sich und aßen Krapfen mit Hiffenmark.
„Guck mal, der kleine Affe haut dem Chef das Seil auf den Kopf“, sagte Moritz.
„Der will an den Kästen drehen, um ein paar Erdnüsse und Rosinen abzustauben“, sagte seine Mutter. „Aber so macht man das natürlich nicht.“
„Moritz wohl“, sagte Leah.
„Gar nicht wahr, du haust zurück!“
„Kommt, wir sehen uns noch ein paar Tiere an“, sagte ihr Vater und packte die Thermoskannen mit heißem Kakao und Kaffee weg.
Es hatte zu schneien begonnen. Kleine zarte Flocken fielen vom Himmel und blieben auf der Erde liegen.
„Weiße Weihnachten!“, sagten Moritz und Leah und öffneten den Mund, damit die Schneeflocken hineinflogen.
„Mund zu, sonst seid ihr morgen krank“, sagte ihre Mutter streng. „Dann können wir nicht zu Oma und Opa.“
„Oh!“
Die sibirischen Tiger saßen an einer Felskante und beobachteten die sich nähernden Besucher. Ihnen schien die Kälte nichts auszumachen. Vielleicht freuten sie sich sogar über den Schnee.
Sie hörten eine Glocke.
„Kommt, es wird Zeit zu gehen.“
Langsam ging die Familie Richtung Ausgang, sah noch einmal bei den Elefanten vorbei, die in der Halle Heu und Rüben fraßen. Das Geburtstagskind hatte sich hingelegt und schlief, doch schon wenige Augenblicke später stand er auf und lief zu seiner Schwester.
„Das war schön“, sagte Leah, als sie den Zoo verlassen hatten und zum Bus gingen.
„Nächstes Jahr müssen wir das wieder machen“, fügte Moritz hinzu.
In den Zoo konnte man an jedem Tag des Jahres gehen, aber an Heiligabend war es etwas ganz Besonderes.
(Helen Hoffmann)
FROHE WEIHNACHTEN!