Ein Kapitel schleicht sich vor

Fleißig schreibe ich an meinem Roman, nehme hin und wieder meine Kapitelzusammenfassungen zur Hand, damit ich keine Einzelheiten vergesse. Und dann dieser Fehler! Wie ich feststellen musste, habe ich ein Kapitel zwei anderen vorgezogen. Wozu habe ich meine Kapitelzusammenfassungen, wenn ich das nicht hinbekommen? Das ist die Frage aller Fragen, die ich nicht beantworten kann.
Es ist passiert und ich muss versuchen, den Schaden möglichst gering zu halten. Das ist glücklicherweise nicht weiter schlimm, denn ich muss nur den Anfang des bereits geschriebenen Kapitels ändern. Für das eigentlich vorgesehene kann dieser Anfang unverändert so stehenbleiben wie er ist.
Aber ich kann immer noch nicht verstehen, wie mir dieser Fehler im Handlungsablauf passieren konnte? Ich hatte anfangs meine Probleme, wie es dort weitergeht, aber das konnte ich schnell klären. Und nun das. Da hat mir mein eigenes Erinnerungsvermögen einen Streich gespielt. Ist nicht zu ändern. Verstärkten Zeitaufwand, um es zu ändern bedeutet es nicht. Ich habe eben einfach schon das Kapitel geschrieben, das später kommen wird. Nur darf ich nicht vergessen, den Anfang noch einmal neu zu schreiben. Dann ist alles gut.
Und ich hoffe, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert. Früh genug entdeckt, so ist der Fehler minimal, aber schön ist es dennoch nicht.

Riesenhasen – Minutengeschichte

Mit aufgestellten Ohren und abstehendem Schwanz lief Darjeeling laut trompetend über die Anlage zu Elefantin Hilde und versuchte, unter ihren Bauch zu kriechen. Es war ihm unmöglich, weil er etwas zu groß war und die alte Elefantin ein Stück zur Seite rückte. Das hatte sie das letzte Mal bereits nicht gemocht.
„Was ist denn in dich gefahren?“
„Es werden Riesenhasen spazieren gefahren.“
„Riesenhasen? Sag mal, hast du wieder was gefressen, dass dir zu Kopft gestiegen ist?“
„Guck doch, dahinten“, sagte Darjeeling und wagte nicht, hinter der dicken Hilde aus der Deckung zu kommen. „Dort stehen die Riesenhasen und planen eine Verschwörung.“
„Du hockst zu lange vor der Flimmerkiste“, tadelte ihn Hilde. „Hier plant niemand eine Verschwörung.“
„Aber die Riesenhasen“, beharrte der Stoßzahnpieker auf seiner Meinung.
„Es gibt keine Riesen…“
Hilde unterbrach sich und erstarrte.
„Monsterhasen“, stammelte sie.
„Genau! Was machen wir jetzt?“, wollte Darjeeling wissen.
„Wir ziehen uns unauffällig zurück und behalten sie im Auge.“
De beiden Elefanten trabten zu einem Baum und beobachteten von dort zwei große aufrecht stehende Hasen. Der eine trug ein rotes Kleid und der andere ein weißes Hemd und eine blaue Hose.
„Was machen sie?“, fragte Darjeeling nach einer Weile. Ihm war langweilig, aber er traute sich zugleich nicht aus seinem Versteck.
„Stehen da rum und bewegen sich nicht.“
Das fand Elefantin Hilde sehr merkwürdig. Mit den zwei Riesenhasen stimmte etwas nicht. Sie würde herausfinden, was es war.
„Ist euch zu warm?“, fragte jemand von hinten.
„Paula, schleich dich nicht so an. Das kannst du bei Gisela machen.“
„Ach, ihr seht euch die Hasen an. Scheußliche Dekoration, die von den Zweibeinern ausgesucht wurde. Ich habe noch keine Hasen in Menschenkleidung gesehen.“
„Das ist Dekoration?“, sagte Darjeeling staunend und sah zu den zwei riesigen Hasenfiguren.
„Ist doch wieder Ostern“, sagte Paula. „Habt ihr das vergessen?“
„Ostern, natürlich!“, sagte Hilde schnell, die tatsächlich nicht daran gedacht hatte, es aber nicht zugeben wollte. „Siehst du, Darjeeling, ich habe dir gesagt, dass es keine Monsterhasen geben würde. Sie planen auch keine Verschwörung. Du solltest weniger Fernsehen gucken.“
„Du hast die auch für gefährlich gehalten.“
„Gar nicht wahr“, beharrte die alte Elefantin auf ihrer Meinung. „Ich wollte dir nur zeigen, dass die nicht gefährlich sind, aber Paula hat es verraten.“
So weit kam es noch, dass sie zugeben würde, sich ebenfalls vor der Osterdekoration gefürchtet zu haben. Darjeeling würde keinen Respekt mehr vor ihr haben.
„Wolltest du dem Stoßzahnpieker eine Lektion erteilen? Das wusste ich nicht, sonst hätte ich nichts gesagt.“
„Ich hätte es ihm sowieso gleich erzählt. Zu Ostern werden Hasen in Kleidung aufgestellt und bunte Eier in die Bäume gehängt.“
Letzteres wusste Hilde mit Bestimmtheit, bei den Hasen in Menschenkleidung war sie sich nicht sicher.
„In den Baumeiern ist nichts zu fressen drin. Ich hab mal eins gefunden. Schmeckte nach Plastik und nicht nach Schokolade“, sagte Darjeeling und war darüber immer noch erbost. Wieso wurde so was aufgehängt, wenn man es später nicht fressen konnte? Das ergab keinen Sinn.
„Jetzt weißt du, was es mit den Hasen auf sich hat. Wenn du das nächste Mal etwas Seltsames siehst, gehst du zu Gisela.“
„Du bist mein Gruppenvorstand.“
„Es ist Ostern, da muss ich zusehen, bei den Besuchern ordentlich etwas abzustauben. Ich will nicht von deinen Flausen gestört werden, sonst gibt es einen Tritt in den Hintern.“
Wer hatte sich solche Riesenhasen nur ausgedacht? Elefantin Hilde konnte darüber nur den Kopf schütteln. Sollten die da stehen bleiben bis Ostern vorbei war? Sie fühlte sich beobachtet. Vielleicht könnte sie Emma fragen, ob diese die zwei Hasen mit Sand bewarf.
(Helen Hoffmann)

Frohe Ostern!

Wenn die Zeit aufgefressen wird

April bedeutet, dass der CampNaNoWriMo läuft. Für mich also wieder die Gelegenheit, um in diesem Monat möglichst 50.000 Wörter zu schreiben. Ob es mir gelingen wird, ist momentan allerdings fraglich.
Ich schreibe, aber meist komme ich nicht auf die Marke von 2.000 Wörtern. Ich kann machen, was ich will, aber es gelingt mir nicht. Zu wenig Zeit? Keine Idee, was ich schreiben soll? Keine Ahnung. Jedenfalls komme ich nicht so gut voran, wie ich es gehofft habe.
Bei WIE ALLES BEGANN hakt es gerade, weil ich mir von der Örtlichkeit erst ein Bild machen muss. Da kann ich den Grund ausmachen, ansonsten weiß ich nicht, warum es nicht vorangeht.
Ich habe festgestellt, dass ich in diesem Jahr weitaus weniger bisher geschrieben habe als in den Jahren zuvor. Anscheinend habe ich wirklich weniger Zeit, die mir zu Verfügung steht. Aber selbst wenn ich nur eine Stunde habe, kann ich in diesem Zeitraum sehr viel schreiben. Nur momentan ist das irgendwie nicht möglich.
Bin ich nicht mehr ganz bei der Sache? Habe ich andere Dinge, denen ich mehr Aufmerksamkeit schenke?
Eigentlich nicht. Zwar habe ich noch ein Sachbuch in Arbeit, dessen Wörter ich nicht zähle, aber so viel Zeit nimmt das nun wieder nicht in Anspruch. Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei zweien meiner Projekte viel recherchieren muss. Das kann mir natürlich auch meine Schreibzeit nehmen.
Am besten ärgere ich mich nicht über die Wörter, die ich bisher geschrieben habe, denn es ist immer noch mehr, als wenn ich gar nichts geschrieben hätte. Man muss immer das Positive sehen.

Minutengeschichte – Schöner die Ostereier nicht hängen

Autsch! Was war ihr denn da auf den Kopf gefallen? Hoppel Knickohr richtete ihre Löffel auf. Für Eicheln war es noch zu früh. Es waren erst vor einiger Zeit welche runtergekommen, die ihr die Wege versperrt hatten. Hatte ein Vogel etwas fallen lassen und sie musste genau an der Stelle hocken, wo es am Boden aufkam?
Was war denn das für ein buntes Etwas? Ein Osterei! War es wieder so weit? Natürlich, es war Frühling und das bedeutete bunte Eier, die überall an den Bäumen hingen. Genau so eines war ihr auf den Kopf gefallen.
Ostereier sollten nicht an Bäumen hängen. Wer hatte sich diesen Blödsinn nur ausgedacht? Diejenigen, die zu Weihnachten bunte Kugeln und glitzernde Fäden an Tannen hängten? Wahrscheinlich war es so.
Hoppel Knickohr besah sich den Baum mit den angehängten Ostereiern genauer. Vor lauter bunten Plastikeiern sah man kaum noch etwas von den Zweigen. Es sah aus, als würde der Baum nur aus Ostereiern bestehen.
Hatte jemand einen neuen Rekord aufstellen wollen, wie viel österliche Dekoration an dieses Bäumchen passte?
Die Äste biegen sich unter dem Gewicht. Kein Wunder, dass ihr ein Plastikosterei auf den Kopf gefallen war. Ein kurze Windböe und diese Leichtgewichte machten sich selbständig.
Diese Masse war eindeutig zuviel des Guten. Das die Menschen immer übertreiben mussten. Ein paar Ostereier hätten auch gereicht und sie würde keine Beule auf der Stirn haben. Da konnte der Eierbaum auf Begeisterung stoßen, sie hielt lieber Abstand. Nachher glaubte man noch, sie sei der Osterhase. Ein Kaninchen!
(Helen Hoffmann)

Wie man mit einer Idee umgeht

Woher bekommt man seine Ideen? Das ist eine Frage, die einen als Autor immer wieder beschäftigt. Man kann sich natürlich irgendwo hinsetzen und warten, dass einem endlich etwas einfällt. Wenn man so sitzt und wartet, kommt bestimmt nichts. Aber wie kommt dann eine Idee? Es ist keine Suche, es kommt zu einem. Es kann alles sein. Ein Artikel, den man liest, ein Beitrag in Fernsehen, ein zufällig aufgeschnapptes Gespräch oder eine Szene, die man beobachtet hat.
Ideen gibt es überall, man muss nur die Augen offen halten. Natürlich kann man nicht aus allem etwas machen, was man sieht. Man kann viele Ideen haben, aber ob man sie auch alle verwenden kann, ist etwas anderes.
Was macht man mit den Ideen, die man hat, aber gerade nicht verwenden kann? Man schreibt sie auf. Entweder in eine Datei oder ganz klassisch auf Papier. Natürlich sollte man aufpassen, dass einem die Ideen nicht abhanden kommen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn etwas verschwindet, was man mal erarbeitet hat. Deshalb muss man immer eine Sicherungskopie haben. Wenn man die Ideen analog geschrieben hat, sind es eben Fotos. die man zur Sicherung macht. Ist auch praktisch, dann hat man seine Ideen auch bei sich, wenn man etwas Neues schreiben will und seinen Ideenkatalog nicht dabei hat.
Ich schreibe meine Ideen unterwegs in meine Notizbücher und übertrage es später in meine Datei. Dabei gebe ich gleich Stichwörter ein. Welches Genre, passt es für Isis Just und noch anderes. Wenn ich das alles habe, kann ich leicht zwischen den einzelnen Ideen hin und her gehen, bevor ich mich für etwas entscheide.
Manche Ideen hingegen habe ich nur im Kopf. Diese schreibe ich nicht auf. Ich könnte es tun, aber ich verfeinere sie lieber im Kopf, bevor ich sie irgendwann zu Papier bringe.
Auf eine Idee sollte man nicht warten, sie kommt, wann sie kommt und dann sollte man etwas zu schreiben dabei haben.

Ideenlos geschrieben wird gleich entlarvt oder auch nicht

Momentan lese ich „Das krumme Haus“ von Agatha Christie. In ihrem Vorwort schreibt sie, dass sie Jahre gewartet hat, um dieses Buch zu schreiben, weil es ihr viel Freude bereiten würde. Dann fragt sie sich, ob Leser es merken würde, wenn einem als Autor das Schreiben eines Buches Mühe oder Freude bereitet hat.
Denn die Leser sagten, was muss dieser Krimi Ihnen für einen Spaß gemacht haben, dabei hat sich Agatha Christie mit ebendiesen Werk abgequält.
Können Leser tatsächlich merken, wenn ein Autor sich bei seinem Roman mit dem Schreiben gequält hat?
Ich sage ja, denn man selbst merkt auch, dass man an dieser Szene sehr herumgeknappst hat. Das hat nicht mit einer Erinnerung zu tun, sondern man merkt es einfach beim Lesen. Es ist anders, nicht ganz so flüssig wie der Rest des Textes. Das merkt auch der Leser. Jedenfalls der aufmerksame Leser. Wobei ich es auch merke, obwohl ich relativ schnell lese. Es ist gequält geschrieben, wie ich immer sage. Manchmal finde ich es ellenlangweilig, dann ertappe ich mich dabei, wie ich heimlich die Seiten zähle bis der Roman endlich fertig ist.
Bei Agatha Christie muss ich hingegen sagen, dass ich es noch nie gemerkt habe. Entweder lese ich die Krimis nicht aufmerksam genug oder ich finde es bei einem anderen Kriterium heraus: Wer ist der Mörder.
Ich erinnere mich, wie ich vor Jahren „Da waren es nur noch neun“ gelesen habe. Ich hatte relativ schnell den Täter raus und später las ich, dass dieses eines der Bücher sei, bei dem man nur schwer den Täter findet und es das kniffligste Buch von Agatha Christie sei. Fand ich nicht, ich wusste, wer der Mörder war. Ist mir bei anderen Romanen von ihr genauso gegangen. Den Mörder hatte ich schnell raus.
Übrigens berichten auch andere davon, dass sie merken, an welchen Stellen der Autor nicht gut vorangekommen ist. Agatha Christie scheint eine von den Autoren gewesen zu sein, die so brillant war, dass man es einfach nicht gemerkt hat. Wenn man das selbst auch nur beherrschen würde.