#Adventskalender-Minutengeschichte2023 23. Dezember: Falsch verstanden

Elke wollte nur einen kurzen Blick auf den Christbaum werfen, ob dieser noch etwas Wasser brauchte.

Im Wohnzimmer hatte sie auf einmal einen nassen Fuß. Verwirrt starrte sie ihren durchweichten Strumpf an. Als wäre sie draußen in eine Pfütze getreten, aber sie hatte sich nur hier drinnen aufgehalten.

Auf dem Boden befand sich eine Wasserlache, die vom Tannenbaum kam. Hatte Hubert zu viel Wasser in den Behälter gegossen? Entweder war es zu wenig oder zu viel. Immer musste er übertreiben.

Na gut, dann würde sie kurz einen Lappen zum Aufwischen holen und danach ein ernstes Wörtchen mit Hubert reden. Wenn er eine Überschwemmung hinterließ, musste er das auch wieder wegmachen und nicht ihr überlassen. Eine Fußbodenheizung bedeutete nicht, dass diese alles trocknete.

Während Elke das Wasser aufwischte, entdeckte sie eine Plastikkugel, die vom Baum gefallen war.

Sie legte das Tuch in den Eimer und wollte die Christbaumkugel wieder an einen Tannenzweig hängen, als ihr diese aus der Hand fiel.

Geschockt starrte sie auf den Baum, der vor Wasser nur so triefte. Alles, aber auch wirklich alles war nass. Beim Anblick des nassen Weihnachtsbaumschmucks hätte sie heulen können. Die ganzen Holzschnitte waren vor Feuchtigkeit aufgequollen. Die roten Stoffbällchen waren durchweicht. Den Plastikkugeln und den Metallbildchen machte die Feuchtigkeit wenig, obwohl sie das Metall lieber vorsichtig abtrocknete. Nachher fingen die Anhänger zu rosten an. Sie hatte diese Jahrzehnte nicht wie ein rohes Ei behandelt, damit sie nach einem Regenguss zu rosten anfingen und unansehnlich wurden.

Wieso war der Baum klitschnass, als hätte er draußen im Regen gestanden?

„Hubert!“, rief sie ihren Mann, der ihr bestimmt sagen konnte, was hier geschehen war.

Fünf Minuten später ließ sich ihr Mann endlich blicken.

„Was ist denn los? Brennt der Baum?“

„Nein, der trieft vor Wasser. Was hast du wieder angestellt?“

„Nichts!“, beteuerte ihr Mann seine Unschuld.

„Warum ist der Baum nass?“

„Ich habe ihn ein bisschen angefeuchtet.“

„Ein bisschen?“, sagte Elke empört und zeigte ihrem Mann ein aufgequollenes Holzstück. „Das hat sich total mit Wasser vollgezogen. Ich kann froh sein, wenn das nach dem Trocknen halbwegs wieder so aussieht wie früher.“

„Was musst du so was an den Baum hängen?“

„Warum ist der so nass?“

„Wenn du willst, dass der Baum lange hält, musst du die Nadeln mit einem Zerstäuber besprühen. Das habe ich gestern als Tipp in der Zeitung gelesen.“

„Leicht anfeuchten hat dort gestanden“, sagte Elke, die den Artikel über die Haltbarkeit des Christbaums ebenfalls gelesen hatte. „Du hingegen hast den ganzen Baum unter Wasser gesetzt. Dazu kommt der gesamte Christbaumschmuck, der feucht geworden ist. Bei den Plastikkugeln ist das egal, aber meine schönen Metallanhänger, die Stoffkugeln. Und hier…“ Elke hätte fast aufgeheult, als sie ihre aus Papier geformten Herzen mit weihnachtlichem Motiv sah, die durch das Wasser völlig aufgeweicht und an Form verloren hatten. Die hatte ihre Mutter ihr vermacht und sie hatte diese all die Jahre wie ihren Augapfel gehütet und nun waren sie hinüber.

„Ich hole einen Fön. Dann sind deine Anhänger in Nullkommanichts trocken“, sagte Hubert und wollte sich auf den Weg ins Bad machen.

„Gar nichts wirst du! Die müssen schonend getrocknet werden. Du bringst es fertig, dass die Herzanhänger in Flammen aufgehen, weil der Fön die Lackschicht erhitzt.“

„Dann kommen deine Anhänger auf die Fensterbank und ich stelle den Heizkörper an“, schlug ihr Mann vor.

„Wenn du das nächste Mal dem Baum was Gutes tun willst, gieß Wasser in den Christbaumständer. Das reicht völlig aus.“

„Ich wollte nur was Neues ausprobieren“, meinte Hubert kleinlaut.

„Das kannst du bei einem Baum machen, an dem nur Plastik- oder Glasschmuck hängt, aber weder Holz noch Stroh.“

(Helen Hoffmann)

#Adventskalender-Minutengeschichte2023 22. Dezember: Zum Verzehr nicht geeignet

Das war mal was Neues, was als Christbaumschmuck an den Tannenzweigen hing. Letztes Jahr hatte Thea das durch Zufall in einem Laden entdeckt, den sie nur betreten hatte, um die Zeit bis zu einer Verabredung totzuschlagen. Damals war der Baum bereits geschmückt gewesen und noch etwas dazuhängen hatte sie nicht gewollt, weil er dann überladen gewirkt hätte.

Dieses Jahr hatte sie einfach ein paar Kugeln weggelassen. Die goldenen hatten sowieso nie zu ihrem in rot gehaltenen Christbaumschmuck gepasst.

Jetzt sah es so aus, als würden Bonbonverpackungen am Baum hängen. Glücklicherweise waren diese aus Plastik und nicht, wie so vieles seit einigen Jahren, aus Glas. Bei Glas hatte sie immer Angst, dass etwas herunterfallen könnte oder Nico einmal nicht aufpasste und etwas vom Baum fegte. Krümel durfte man auch nicht vergessen. Zwar gehörte ihr Hund nicht zu den allzu begeisterungsfähigen, dennoch könnte er den Platz unter dem Baum zu seiner neuen Schlafstätte erwählen. Das hatten sie schon gehabt. Damals war Krümel erst ein Jahr und es war äußerst schwierig gewesen, ihn zu überzeiugen, dass sein Platz im Körbchen viel besser war.

Fünf Kugeln hatte er zerkaut, weil diese heruntergefallen waren. Zum Glück hatte er sich dabei nicht ernsthaft verletzt. Bei Glaskugeln würde das anders aussehen.

Da hingen die Bonbonverpackungen. Schön sahen sie aus und so…

Moment, was war das?

Thea ging näher an den Baum heran. Tatsächlich, sie hatte sich nicht getäuscht. Eines der falschen Bonbons war an einer Stelle kaputt. Das war heute Morgen noch nicht gewesen, als sie den Baum geschmückt hatte.

War der Anhänger heruntergefallen und jemand war draufgetreten?

Thea nahm das Plastikbonbon vom Zweig und betrachtete es eingehend. Nein, da hatte niemand draufgetreten, sondern reingebissen. Wer machte so was?

Krümel? Ihr Hund war wohl kaum auf die Idee gekommen, dass sich im Inneren eine Hundepraline befand. Hatte Nico? An diesen Anhänger konnte er problemlos kommen. Hatte ihr Sohn gedacht, es würde sich um ein echtes Bonbon handeln?

Nico war draußen und spielte mit seinen Freunden. Torben, der Nachbarjunge war kurz drin gewesen. Hatte er vielleicht…?

Jemand klingelte wild an der Tür. War etwas passiert?

Thea machte die Tür auf und sah sich ihrer erbost wirkenden Nachbarn Karin gegenüberstehen.

„Was hast du meinem Jungen zu essen gegeben? Der blutet aus dem Mund.“

„Nichts! Du weißt, dass ich mich an deine Vorgaben halte.“

„Warum ist sein ganzer Mund kaputt?“

„Vielleicht hat er in meinen Christbaumschmuck gebissen“, sagte Thea und hielt Karin den kaputten Anhänger hin.

„Mein Sohn wird noch ein richtiges Bonbon von einem falschen unterscheiden können.“

„Nicht, wenn er keine Brille trägt, dann sieht ein falsches aus wie ein richtiges.“

„Die trägt Torben nie draußen, weil er sie sonst kaputt macht. Die Krankenkasse will das nicht mehr zahlen. Was hängst du dir Plastikbonbons in den Baum?“

„Bei anderen sind es Gewürzgurken.“

(Helen Hoffmann)

#Adventskalender-Minutengeschichte2023 14. Dezember: Vier Wochen Warten

Was stand da? Vier Wochen? Hatte sie richtig gelesen? Tatsächlich, da stand vier Wochen. Das musste sich um einen Druckfehler handeln. Man konnte einen Teig nicht vier Wochen ruhen lassen, bevor man ihn weiter verarbeitete. Das machte man vielleicht mit selbstgemachten Senf, aber doch nicht mit Lebkuchenteig.

Mal sehen, was im Internet bei den Lebkuchenrezepten stand.

Na also, ein paar Stunden und dann konnte sie mit dem Backen beginnen. Sie hatte es gewusst.

Aber… Moment mal, da stand auch was von vier Wochen, um einen besonders feinen Geschmack zu bekommen.

Wer war so verrückt und stellte vier Wochen seinen Teig irgendwo hin, damit dieser ruhen konnte? Entweder hatten sich dort Tiere eingenistet, jemand warf den Teig weg, weil er ihn für eine undefinierbare Masse hielt oder ein Langfinger machte sich dran zu schaffen, dass am Ende eine leere Schüssel zurückblieb. Bei einer Geh- oder Ruhezeit von sechzig Minuten musste sie schon aufpassen, dass niemand vom Teig probieren wollte, da waren vier Wochen absolut nicht machbar.

Im Mittelalter war Lebkuchenbäcker ein richtiger Beruf gewesen. Die hatte es nicht nur in Nürnberg gegeben, sondern in jeder größeren Stadt, deren Bewohner es sich leisten konnten.

Und damals wie heute konnte man das ganze Jahr Lebkuchen kaufen und essen. Natürlich nicht im Supermarkt, da kam das Herbstgebäck erst Ende August, aber traditionell blieb es Weihnachtsgebäck. Und sie würde den Teig einen Tag ruhen lassen. Die Schüssel würde sie in der hintersten Ecke des Kellers verstecken, wo niemand hinkam, außer die Wasseruhr musste abgelesen werden.

(Helen Hoffmann)

#Adventskalender-Minutengeschichte2023 13. Dezember: Drehplan Krippenspiel

Andrea entdeckte in einer Zeitschrift, die sie eigentlich nicht las, einen Aufruf, dass man das Krippenspiel verfilmen sollte. Der beste Beitrag würde im nächsten Jahr in einer Vorabendsendung der Öffentlich-rechtlichen gesendet und danach auf allen Social Media-Kanälen verbreitet werden.

Mit ihrem Instagram-Account lief es immer schlechter und TikTok hatte sie immer noch nicht durchschaut.

Der Gewinn des Video-Drehs würde ihr sicherlich die nötige Aufmerksamkeit schenken, die sie brauchte, damit sich ihre Reichweite wieder erholte.

Ein paar Tage später hatte sie ihren Freundeskreis mobilisiert. Als Studenten hatten sie ab und zu ein paar Kurzfilme gedreht, die sie allerdings nie auf YouTube hochgeladen hatten, weil sie ihnen peinlich gewesen waren.

Jetzt würde ihr Film entweder gewinnen – hoffte Andrea – oder nie an die Öffentlichkeit kommen.

Mit den richtigen Kostümen und passender Schminke würde man sie ohnehin nicht wieder erkennen.

An ihrem Drehtag begutachtete Andrea die Kostüme und die geschminkten Gesichter. Ihr gefiel, was sie sah.

„Könnt ihr alle eure Rolle? Ina und Ralf spielen Maria und Josef und…“

„Warum machen wir das nicht? Wir könnten doch genauso gut die Eltern spielen“, wollte Andreas Freund Philipp wissen.

„Wenn ich Regie führe, kann ich nicht auch noch die Hauptrolle spielen. Du weißt, wie das beim letzten Mal geendet ist.“

Ina verzog das Gesicht und drehte sich zur Seite, damit ihre Freundin nicht sehen konnte, wie sie mit einem Lachanfall zu kämpfen hatte. Damals war die Polizei ihr kleinstes Problem gewesen.

Bei der Erinnerung an diesen Kurzfilm konnte Philipp nachvollziehen, warum Andrea sich weigerte, die Hauptrolle zu spielen. Nur wie schafften die realen Schauspieler diese Doppelfunktion, ohne für Chaos zu sorgen?

„Soll die Plüsch-Möhre wirklich Jesus spielen?“, fragte Olivia.

„Das ist eine Karotte. Ich muss meine alte Puppe noch einmal abstauben, bevor ich sie in die Obstkiste legen kann.“

„Obstkiste und dieses Plüsch-Gemüse passt doch perfekt. Ich hätte da noch einen Knoblauch und einen Blumenkohl als Stofftier anzubieten.“

„Stoffgemüse“, verbesserte Ina und bis auf Andrea fingen alle zu lachen an.

„Wenn ihr so weitermacht, bleibt die Karotte drin und die Lacher der Zuschauer werden eure sein.“

„Wenn wir die schaltragende Möhre ordentlich mit Stroh einpacken, wird das niemand sehen. Du kannst ihr dann mit echten Möhren huldigen.

„Das ist Myrrhe, keine Möhre.“

„Wen spielst du eigentlich?“, wollte Olivia wissen. „Kaspar, Melchior oder Balthasar?“

„Völlig egal, die kann sowieso niemand auseinanderhalten.“

„Die Heiligen drei Könige haben auch Text, da müssen wir wissen, wer wen spielt.“

„Es gibt keinen Text, wenn ich dich daran erinnern darf.“

„Wieso? Führen wir eine Phantomine auf?“

„Pantomine, Ina. Nein, machen wir nicht.“

Olivia entdeckte die Kamera im Hintergrund. Das eingebaute Mikro war durch kein externes Mikrofon verstärkt worden.

„Wir drehen einen Stummfilm“, stellte sie fest.

„Genau, das müsste dir gefallen, weil du so ein großer Fan des Moschusochsen bist.“

„Deshalb müssen wir noch lange keinen Stummfilm drehen. Damit werden wir nie den Wettbewerb gewinnen.“

„Hast du eine Ahnung.“

„Wenn wir das gut machen, ist uns der Sieg sicher“, meinte Ralf zuversichtlich.

„Stummfilme sind total out“, fiel Philipp ihm ins Wort.

„Am besten lassen wir die Möhre…“

„Karotte“, verbesserte Andrea.

„Karotte“, seufzte Olivia. „Wir lassen die Karotte drin und machen eine Slapstickkomödie à la Charlie Chaplin daraus.“

„Ohne Torte“, sagte Ralf schnell. „Ich mag keine Sahne.“

„Genug geschwafelt, wir fangen an. Jeder auf seine Position.“

„Was für eine Position?“, fragte Philipp ratlos und suchte den Boden nach einer Markierung ab.

„Ina und Ralf an die Krippe, um ihr Kind zu bewundern. Danach kommen wir und überbringen die wertvollen Gaben.“

„Warum müssen wir diese abscheulichen Bettlaken tragen?“, wollte Ralf wissen und zupfte an seinem lila Umhang herum, der ihm nicht gefiel.

„Das sind Vorhänge, die gab es billig im Möbelladen.“

„So sehen sie aus“, grummelte Ralf.

„Genug gequatscht. Wir spielen!“

Die Kamera lief und zeichnete Szene für Szene auf. Man stolperte über die Vorhänge, musste diese immer wieder hochziehen, weil sie von den Schultern rutschten, während man versuchte, dem Jesuskind, dargestellt von einer Plüschmöhre, zu huldigen.

(Helen Hoffmann)

#Adventskalender-Minutengeschichte2023 12. Dezember: Mit dem Rüssel bemalt

Astrid hatte Geschirr und Ostereier bemalt, Rupa am liebsten sich selbst und Hilde ein paar Leinwände. Nun sollte sie Kugeln bemalen. Nie hätte sie damit gerechnet, auch einmal einen Pinsel schwingen zu dürfen.

Winzig waren diese Kügelchen, die man ihr hinhielt. Da würde ein einziger Pinselstrich genügen und sie wären angemalt.

Jetzt hatte sie den Pinsel bekommen. Und wo waren die Farben?

Da waren drei Becher auf einer Halterung.

Was stand da? Rot, Silber und Gold.

Woher wussten ihre Betreuer, dass sie lesen konnte? Oder nahm von denen jemand die Farben auch nicht so wahr, wie fast alle Zweibeiner? Für sie waren die Farben auch anders, weshalb sie ganz froh darüber war, dass dort stand, um welchen Farbton es sich handelte. Sonst malte sie nachher alles in Rot an, obwohl sie eigentlich hatte Silber nehmen wollen.

„Blamier uns nicht!“, rief Nelly ihr zu.

Die war nur neidisch, dass man sie wieder nicht genommen hatte.

„Wenn ich das kann, wird Else das auch hinkriegen“, meinte Astrid.

Das war ein Trost. Mit der verrückten Nuss wollte sie nicht auf einer Stufe stehen. Sie war vielleicht schwierig, aber ganz bestimmt nicht verrückt.

Jetzt ein bisschen Rot und ein paar schöne Punkte und Streifen auf der Kugel verteilen, dann ein wenig Silber und wieder Rot. Schon war die nächste Kugel dran, die sie mit Goldstreifen und ein paar roten Punkten versah. Punkte waren das nicht direkt, aber es sah schön aus. Die dritte Kugel malte sie fast ausschließlich Silber an und verpasste ihr dann ein paar goldene Punkte und rote Streifen.

So langsam fand sie Spaß dran, Weihnachtskugeln zu bemalen.

Jetzt wurden noch Fotos von ihr gemacht. Saß die Weihnachtsmütze richtig, die man ihr auf den Kopf gesetzt hatte?

Hoffentlich würde Hilde nicht allzu neidisch sein, dass man sie nicht für diese Aktion genommen hatte. Sie konnte nichts dafür, dass man die alte Kuh nicht ausgewählt hatte, also sollte diese sie mit Fußtritten zufrieden lassen.

„Bilde dir nichts drauf ein“, hörte sie nun Hilde sagen. „Der Star bin immer noch ich.“

„Weiß ich doch. Du kannst auch viel schöner malen als ich.“

„Aber nicht so winzige Kugeln. Ich brauche was Großes, um mich entfalten zu können.“

Och menno, jetzt waren die Farbbecher leer und Weihnachtskugeln gab es auch keine mehr. Wo es doch gerade so viel Spaß gemacht hatte und dann war Schluss.

Hatte sie all die Kugeln bemalt, die auf zwei Stangen hingen und neben sie gestellt wurden? Noch ein schönes Foto mit ihr.

Nun kam Hilde, der man ebenfalls eine Weihnachtsmütze auf den Kopf gesetzt hatte. Ein wenig schief, aber das schien die alte Kuh wenig zu stören, Hauptsache, sie durfte mit aufs Foto.

Hilde bekam noch ein Schild in den Rüssel gedrückt, dass sie gekonnt in die Kamera hielt.

„Du hast gewusst, dass du mit aufs Bild kommst“, stellte Else fest.

„Du weißt doch, ohne mich läuft nichts. Auch nicht in der Weihnachtszeit.“

Neidisch hatte der Stoßzahnpieker beobachtet, was Else gemacht hatte.

„Nächstes Jahr werde ich Kugeln bemalen“, sagte Darjeeling und hatte sich einen Zweig in den Rüssel gesteckt mit dem er so tat, als würde er etwas bemalen.

(Helen Hoffmann)

#Adventskalender-Minutengeschichte2023 11. Dezember: Ja oder nein? Jein!

Jetzt hing ihm schon wieder eine Tannennadel im Pullover, dabei hatten sie noch überhaupt keinen gekauft. Wenn es nach ihm ginge, würde es keinen geben.

Stefan warf die Tannennadel in den Mülleimer. Ob die vom letzten oder vorletzten Baum stammte? Das Zeug wurden sie nicht los. Sie konnten eine Decke unter den Baumständer legen und nach dem abwracken so viel fegen wie sie wollten. Irgendeine Tannennadel übersahen sie immer.

„Hast du gesehen, dass es übermorgen wieder Christbäume zu kaufen gibt?“, sagte Katja wenig später beim Abendessen.

„Na und? Wir brauchen keinen!“

„Wieso denn? Du wolltest immer einen Baum.“

„Schon seit Jahren nicht.“

„Wir hatten immer einen Baum.“

„Den dann niemand haben wollte. Erst wird er in letzter Sekunde aufgestellt und dann steht er als Baummumie bis März hier rum und nadelt wie verrückt, weil niemand den Baumschmuck abmachen will.“

Unfreiwillig musste Katja zustimmen, dass Stefan recht hatte. Der Baum stand ewig herum, dass er immer hässlicher wurde. Wann sollte sie ihn abschmücken? Wenn sie abends von der Arbeit kam, hatte sie weder Zeit noch Nerven, um den Christbaumschmuck zurück in seine Aufbewahrungskisten zu packen. Natürlich hätte auch Stefan diese Aufgabe übernehmen können, doch ihn ließ sie nicht an die Christbaumdeko, weil sie seine Ungeduld kannte. Wenn sich das Band einer Kugel in den Nadeln eines Astes verfing, würde er daran einfach so lange zerren bis der Faden zerriss. Es mochte als Alternative Drahtanhänger geben, aber bei diesen fürchtete sie, sie würden vom Zweig fallen und die Kugeln in einem Scherbenhaufen enden. Plastikkugeln wollte sie nicht am Baum hängen haben. Es gab Alternativen, die kamen einfach nicht für sie infrage.

„Ohne Baum ist es doch nicht schön“, versuchte sie zu überzeugen.

„Das können wir sagen, wenn wir Weihnachten ohne Baum erlebt haben. Ich bin mir sicher, wir werden es überleben. Als letztes Jahr der eine Adventskalender ausverkauft war, war es auch kein Weltuntergang.“

Doch, dachte Katja, sprach es aber nicht laut aus. Für sie war es furchtbar gewesen, dass sie ganz auf einen verzichtet hatte. Das schien Stefan nicht aufgefallen zu sein.

„Was ist mit deiner Mutter?“, sagte sie auf einmal. „Die will bestimmt einen Baum haben, wenn sie mit uns Weihnachten feiert.“

„Wir könnten einen im Topf kaufen. Der wird nach Weihnachten ausgepflanzt.“

„Die gehen alle ein, weil ihre Wurzeln beschädigt sind, außerdem haben wir keinen Garten.“

„Dann kaufen wir uns einen Plastikbaum. An den können wir auch den Christbaumschmuck hängen. Der größte Vorteil ist, dass er nicht nadelt.“

„Dafür nimmt er Platz weg, weil wir ihn nach Weihnachten auf dem Dachboden verstauen müssen. Oder willst du ihn das ganze Jahr stehen haben? Dann staubt er allerdings ein, was auch nicht schön aussieht. Außerdem sieht ein Plastikbaum hässlich aus.“

„So schrecklich wie vor ein paar Jahren sind die auch nicht mehr. Natürlich sehen sie nicht aus wie ein echter Tannenbaum…“

„Deshalb will ich keinen“, sagte Katja schnell. Dann lieber gar keinen als Plastik.

Schweigend beendeten sie ihr Abendessen.

„Na ja, vielleicht hast du recht und wir sollten wieder einen Baum kaufen“, gab Stefan schließlich nach, auch wenn er immer noch der Ansicht war, sie bräuchten keinen.

„Weil es immer so schön ist, wenn wir im Schein der Lampen im Wohnzimmer sitzen“, sagte Katja begeistert und gab ihrem Mann einen Kuss.

(Helen Hoffmann)

#Adventskalender-Minutengeschichte2023 10. Dezember: Ein Sprüchlein für Weihnachten

„So, Leute, ich konnte die Weihnachtskampagne für Tecklinger an Land ziehen“, sagte Helge und lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück.

„Bisschen spät, oder? Wir haben bald Weihnachten“, meinte Manfred aus der Grafik.

„Die läuft doch schon“, sagte Stephanie.

„Und überaus erfolgreich“, ergänzte Tina.

„Ich habe nicht gemerkt, dass dort mehr Menschen anzutreffen sind“, meinte Philipp.

„Vielleicht kaufen die alle online“, sagte Tina.

„Ob erfolgreich oder nicht, der Vertrag zwischen unserer Konkurrenz und Tecklinger lief aus und ich habe es geschafft, denen einen fünf Jahresvertrag aufzuschwatzen.“

„Den sind wir hoffentlich nicht nach einem Jahr wieder los“, unkte Tina.

„Wenn wir Tecklinger was bringen, das sie überzeugt, wird der Vertrag später verlängert werden“, meinte Helge zuversichtlich.

Tina sah überall schwarz. Wenn es nach ihrem Verständnis ging, würde jeder schwarz tragen und grundsätzlich glauben, alle anderen hätten Glück.

„Kugelige Weihnachten“, sagte Philipp.

„Willst du alle darauf aufmerksam machen, dass sie während der Adventszeit zunehmen, weil sie zu viel Lebkuchen, Dominosteine und Blätterkrokant fressen?“, sagte Stephanie.

„Ich dachte eher an die Christbaumkugeln.“

„Finde ich nicht gut“, sagte Tina. „Das klingt so negativ.“

„Als Radio-Spot kann man das natürlich nicht nehmen, aber auf Plakaten sieht das entsprechend gestaltet bestimmt nicht schlecht aus“, meinte Helge und notierte sich etwas.

„Dann können wir auch Lametta dein Haus nehmen“, schlug Stephanie vor.

„Wer weiß denn heute noch, was Lametta ist?“, sagte Manfred.

„Kann man noch überall kaufen. Und für die anderen gibt es Loriot“, sagte Philipp, der sich Weihnachten bei Hoppenstedts des Öfteren ansah und immer wieder was Neues entdeckte.

„Da müsstet ihr euch etwas in der Graphik ausdenken, was dazu passen könnte“, sprach Helge Manfred an.

„Vielleicht so eine Art Vorhang. Mal sehen, was uns einfällt.“

„Dann hätte der Chef auch noch einen Vorschlag zu machen: Tannenbaume dich warm. Dazu jede Menge Tannenbäumchen – geschmückt und natur“, sagte Helge.

„Verwursten wir jetzt alles, was man mit Weihnachten verbindet?“, wollte Philipp wissen. „Im Sinne von Lebkuchenhause dich schön?“

„Du hast richtig Talent“, neckte ihn Stephanie. „Ich glaube, du solltest in einer Werbeagentur arbeiten.“

„Adventskalender dir die Fenster“, setzte er hinterher. Seine Kollegin war wieder neidisch, weil er Ideen aus dem Hut zauberte und sie es in der Zeit gerade mal auf eine einzige brachte.

„Das sollte erst einmal reichen. Ihr denkt euch zu den genannten Sachen aus, was für Dinge auf den Plakaten zu finden sein könnten. Philipp wird sich dabei um die Fernsehspots kümmern und Tina ums Radio. Bedenkt dabei, der Hörer muss sich darunter sofort etwas zum Dekorieren vorstellen können. In zwei Tagen will ich erste Ergebnisse sehen.“

„Wann müssen wir endgültig damit fertig sein?“, wollte Stephanie wissen.

„Stichtag ist die erste Januarwoche. In der Woche darauf werden wir die Ideen präsentieren. An die Arbeit! Tecklinger darf nicht enttäuscht werden.“

(Helen Hoffmann)