So war 2018

Wenn ich heute einen Blick zurück auf 2018 werfe, muss ich sagen, dass ich zufriedener sein könnte. Ich habe weniger geschrieben als in den Jahren zuvor, was einerseits daran lag, dass ich mich manchmal nur auf ein einziges Projekt konzentriert habe – DAS GUTACHTEN DES TEUFELS – und so am Tag weniger geschrieben habe als sonst. Des weiteren kommt hinzu, dass ich oft kaum die Zeit gefunden habe, ein wenig mehr als 1.000 Wörter zu schreiben. Warum ich so wenig Zeit hatte, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, dass ich sie nicht hatte.
So kam eins zum anderen und ich habe nur den zweiten Teil von DAS GUTACHTEN DES TEUFELS veröffentlicht. Eigentlich hatte ich noch ein Projekt fertig überarbeiten wollen, aber das habe ich nicht geschafft. Genauso wird sich die Veröffentlichung von IJ1 und IJ9 ein wenig verzögern. WIE ALLES BEGANN soll im Sommer des nächsten Jahres erscheinen. DIE AKTE IM erst 2020. Letzteres hängt damit zusammen, dass ich mehr recherchieren muss, als ich gedacht habe. Das es viel werden würde, war mir bewusst, aber ich habe den Umfang all dessen unterschätzt.
Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten. Bei KOLGOMOROW hing ich an einer Stelle fest und schrieb an einem anderen Kapitel weiter. Irgendwann widmete ich mich wieder der Stelle und schrieb und schrieb und schrieb. Die kritische Stelle ist bezwungen und es geht gut voran. Natürlich könnte ich schon viel weiter sein, aber an diesem Langzeit-Projekt werde ich noch einige Zeit sitzen. Genauso wie IJ9 ist es sehr rechercheintensiv und ich finde immer noch Dinge, um mir ein besseres Bild von der Hauptfigur zu machen.
Ich habe gelernt, dass Facebook nicht mehr die erste Adresse ist, wo man von sich Reden machen sollte, sondern Instagram, Snapchat und Whatsapp. Auf Instagram bin ich recht fleißig gewesen, habe an ein paar Challenges teilgenommen. So will ich es im nächsten Jahr auch halten und ab und an auch einen kleinen Schnipsel aus meinem aktuellen Projekt posten. Seid gespannt!
2019 kann nur besser werden.

Adventskalender 24. Dezember – Papa ist der Weihnachtsmann

Mia fand, dass Tante Elli ein wenig komisch war. Die war schon uralt und dennoch glaubte sie noch immer an den Weihnachtsmann. Hatte ihr niemand gesagt, dass es den nicht gab?
„Bist du denn artig gewesen, dass der Weihnachtsmann dich besuchen kommt?“, fing sie schon wieder an. Den Weihnachtsmann gab es nicht. Vielleicht musste sie ihr das vorsichtig begreiflich machen. Tante Elli war schon alt. Da musste man aufpassen, dass sie keinen Schreck bekam und tot umfiel.
„Der Weihnachtsmann kommt auch, wenn ich nicht artig war“, sagte Mia.
„Das glaub ich nicht. Nur zu den ganz braven Kindern kommt er“, widersprach ihr Tante Elli.
„Papa spielt so gern den Weihnachtsmann, da würde er auch kommen, wenn ich frech gewesen bin.“
„Dein Vater ist doch nicht der Weihnachtsmann“, empörte sich Tante Elli. „Wie kommst du denn da drauf?“
„Er ist nie da, wenn der Weihnachtsmann kommt.“
„Das kann Zufall sein.“
„Der Weihnachtsmann sieht aus wie Papa! Er hat seine Nase!“
Jetzt musste ihre Tante überzeugt sein. Der Weihnachtsmann konnte doch nicht das gleiche Gesicht wie ihr Papa haben.
„Dein Vater hat doch keinen Bart.“
„Der ist falsch. Sieht aus wie Plastik.“
Das war aber schwer, die Tante davon zu überzeugen, dass es keinen Weihnachtsmann gab.
„Nein, du musst dich täuschen. Dein Vater ist nicht der Weihnachtsmann. Er hat doch auch gar nicht so einen dicken Bauch.“
Das stimmte. So dick wie der Weihnachtsmann war Papa nicht, aber alles andere stimmte. Sie würde es der Tante zeigen, dass sie recht hatte.
Es klopfte an der Wohnzimmertür.
„Wer ist denn das?“, sagte Tante Elli und versuchte überrascht zu klingen.
„Papa!“, sagte Mia nur.
Die Tür ging auf und herein kam eine rot gekleidete Person mit roter Mütze und weißem Bart.
„Da ist ja die kleine Mia“, sagte der Mann mit tiefer Stimme, als er ins Wohnzimmer trat.
Das war Papa. Jetzt würde sie Tante Elli zeigen, dass es den Weihnachtsmann nicht gab. Hoffentlich würde die auf den Schreck hin nicht tot umfallen. Das musste sie riskieren, auch wenn die Tante schon alt war.
„Möchtest du nicht kommen?“, fragte der Weihnachtsmann.
Mia nickte eifrig und ging zu der rot gekleideten Person. Bei dieser angekommen, zog sie den weißen Bart vom Gesicht.
„Papa!“, sagte sie triumphierend und drehte sich zu Tante Elli um. Jetzt musste die verstanden haben, dass es keinen Weihnachtsmann gab, sondern ihr Papa den spielte.
„Mia!“, sagte die Tante nur und hielt sich die Hand vors Gesicht. So ein freches Kind kannte sie nicht. Dem Vater die Freude verderben, den Weihnachtsmann spielen zu dürfen. Das hatte sie noch nicht erlebt.

Adventskalender 23. Dezember – Reisevorbereitungen

Regen, Regen, nichts als Regen. Dazu wehte ein scharfer Wind. Wo war der Winter? Wo war der Schnee?
Weiße Weihnacht war Jahre her. Das wollten sie auch gar nicht, aber wenn es sich draußen wenigstens wie Winter anfühlen würde und nicht wie ein verregneter Herbsttag. Bei so einem Schmuddelwetter konnte keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Man sah die weihnachtliche Dekoration überall, hörte Weihnachtslieder, aber dennoch blieb es einem fremd, als könne man mit Weihnachten nichts anfangen.
Deshalb hatten sie dieses Jahr einmal Weihnachten anders verbringen wollen. Raus aus der Stadt, weg vom Dauerregen und rein ins Schneeparadies.
Die Reise war gebucht und heute Abend würde es losgehen. Heiligabend würden sie im Schnee verbringen. Es mussten nur noch die letzten Vorbereitungen getroffen werden, dann konnte es losgehen.
Eine Reise mit dem Nachtzug war entspannend. Man musste nicht Stunden vorher da sein, um sein Gepäck aufzugeben und einzuchecken, sondern kam gemütlich eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges an und konnte sicher sein, dass die gebuchten Plätze nicht anderweitig vergeben worden waren.
Skibrille und -helm mussten noch eingepackt werden, dazu die Skischuhe. Das würde einiges an zusätzlichem Gepäck ausmachen, aber auch das war bei einer Zugreise kein Problem. Man war nicht gezwungen, sich an die zwanzig Kilo Freigepäck zu halten. Aber mehr Koffer als man tragen konnte, sollte man dennoch nicht dabei haben. Für die paar Tage würden drei Gepäckstücke reichen.
Die Fahrkarte war in der Jackentasche verstaut, die Bestätigung der Hotelbuchung ebenfalls. Damit war alles da, was nötig war.
Die Handgepäckstasche musste noch gepackt werden. Das Wichtigste wie immer zum Schluss. Die Brötchen waren geschmiert, die Limonade stand gleich daneben. Dazu die Feuchttücher, Flüssigseife und das Desinfektionsspray. Man musste auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Wer weiß wie die Toilette im Zug aussehen würde. Da hatten sie schon Sachen erlebt. Fehlende Seife war das harmloseste gewesen. Daran wollten sie jetzt nicht denken, sondern sich auf die schöne Reise freuen.
Moment, die Geschenke mussten noch mit. Nur eine Kleinigkeit, denn das größte Geschenk, das sie sich machten, war die Reise.
Hatten sie jetzt alles? Ein kurzer Blick auf die Liste und es gab nichts mehr zu erledigen. Es war alles abgehakt. Das Handgepäck war das letzte gewesen, was hatte gepackt werden müssen.
So konnten sie entspannt das Haus verlassen und sich auf dem Weg zum Bahnhof machen. Wo war nur der Haustürschlüssel geblieben?

Verplante Weihnachten

Andere haben sich an Weihnachten eine Auszeit genommen und werden keine Zeile zu Papier bringen. Bei mir ist das anders. Nur weil Weihnachten ist, heißt es für mich nicht, den Stift aus der Hand zu legen. Man findet immer ein wenig Zeit, um etwas zu schreiben. Es mag nicht viel sein, aber ein wenig ist immer noch besser als gar nichts.
Natürlich muss man nicht die ganzen Weihnachtsfeiertage im stillen Kämmerlein verbringen und an seinem Werk arbeiten. Ich weiß, dass einige das machen, aber zu denen gehöre ich nicht. Ich würde es gerne machen, aber dazu komme ich nie. Denn Weihnachten kommt immer irgendjemand zu Besuch, dass ich nicht die Ruhe finde, ein wenig mehr als ein paar Sätze zu schreiben.
Das ist irgendwie ärgerlich, denn ich habe die Weihnachtsfeiertage immer komplett verplant. Ich will drei Kapitel bei WIE ALLES BEGANN schreiben, dann ein paar Kapitel überarbeiten und noch viel mehr. Was kommt am Ende raus? Nur heiße Luft, könnte man sagen. Jedenfalls nicht das, was ich mir vorgenommen habe.
Sei’s drum. Weihnachten ist nicht nur zum Schreiben da.
FROHE WEIHNACHTEN!

Adventskalender 22. Dezember – Weniger ist mehr

Früher war mehr Lametta und heutzutage war weniger Geschenkpapier mehr. Wurden in den letzten Jahren noch geradezu verschwenderisch die Geschenke eingepackt, sah es in diesem Jahr völlig anders aus. Verpackt waren die Geschenke immer noch, aber nicht mehr mit aufwendig bedrucktem Papier, das es zu Massen in den Läden zu kaufen gab, sondern mit bemaltem Packpapier oder einfach Zeitungspapier. Der Trend ging zu Selbstgemachtem und da war bemaltes Packpapier das Beste, was es gab. Zugegeben, anfangs kostete es noch ein wenig Überwindung, auf das jungfräuliche Papier etwas zu zu zeichnen, zu malen oder zu schreiben. Hatte man erst angefangen, konnte man sich kaum stoppen. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt, man konnte seine Kreativität ausleben. War man damit weniger gesegnet, griff man auf Zeitungspapier zurück. Das hatte man in Hülle und Fülle, wenn man eine Tageszeitung aus Papier las. Große Geschenke ließen sich damit natürlich nicht verpacken, aber es sah originell aus. Natürlich konnte man nicht jedem ein Geschenk überreichen, das in Zeitungspapier eingewickelt war. Manche Beschenkten würden die Nase rümpfen bei so einer billigen Verpackung und wahrscheinlich vermuten, dass man zu faul gewesen sei, den Altpapiercontainer aufzusuchen. Diesen zu erklären, man wolle nur Ressourcen sparen, weil man an die Klimaerwärmung und die Zukunft der nächsten Generationen denke, so wird man nur schiefe Blicke ernten. Als verrückter Öko würde man in eine Ecke geschoben, dabei wollte man nur mit gutem Beispiel vorangehen. Doch solange die anderen nicht mitzogen…
Weniger war oft mehr. Früher hatte man das Papier von den Geschenken gerissen und musste aufpassen, dass es sich nicht an den Kerzen entzündete. Bei den elektrischen Kerzen musste man ein Feuer nicht befürchten, aber der Müll blieb dennoch. Wer verwendete Geschenkpapier ein weiteres Mal? Erst musste man mühsam die Klebestreifen entfernen und dann jedes Papier glattbügeln. Wenn man Pech hatte, färbte das Geschenkpapier entweder auf den Bügelbezug oder auf das Bügeleisen ab, dass man sich später die Hemden und Blusen versaute.
Niemand receycelte Geschenkpapier, sondern warf es weg. Da war die Papiertonne voll. Pech, wenn diese gerade abgeholt worden war und man vier Wochen warten musste. Die Menge, die sich bis dahin ansammelte, passte nicht in die Tonne und man war gezwungen, zum Altpapiercontainer zu laufen.
Waren die bunten Farben überhaupt fürs Altpapier geeignet? Darüber machte man sich gar keine Gedanken. Wenn man genauer darüber nachdachte, musste das doch Probleme geben. Na gut, Hochglanzzeitschriften waren auch bunt, da würde wohl keine Probleme bereiten.
Aber das Müllproblem blieb bestehen. Deshalb eignete sich Zeitungspapier so gut. Das hatte man sowieso zu Hause liegen und würde in der Papiertonne landen. Warum zuvor nicht etwas zweckentfremden? Irgendwann würden es alle verstanden haben und es nutzen. Man konnte damit auch dezente Botschaften senden, ohne etwas sagen zu müssen. Ein großformatiger Artikel über Donald Trumps neuesten Schwachsinns-Coup an Onkel Gustav, der auch immer hinverbranntes Zeug von sich gab.
Nur die Kinder würden weiterhin richtiges Geschenkpapier bekommen. Die wollten etwas Buntes und keine Buchstaben auf der Umhüllung ihrer Geschenke sehen. Aber je älter sie wurden, desto begreiflicher konnte man ihnen machen, dass es sich nicht lohnte, Geschenkpapier zu kaufen, das nur einmal benutzt wurde. Das war nicht umweltfreundlich und deshalb war weniger mehr.

Adventskalender 21. Dezember – Nur ganz schnell

Sie hatte nur ganz schnell etwas einkaufen wollen, weil sie festgestellt hatte, keine Kartoffelstärke mehr zu haben. Die brauchte sie für den Nachtisch an Heiligabend, sonst würde es eine süße Suppe geben.
Dass so viel im Supermarkt los sein würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Kurz vor Weihnachten fiel den Leuten immer ein, was sie noch alles kaufen mussten. Aber es waren noch ein paar Tage bis Heiligabend.
Eigentlich wäre sie gar nicht mehr einkaufen gegangen, wenn es nicht unbedingt hätte sein müssen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie erst heute Abend hingegangen wäre. Dann hätten die meisten ihre Einkäufe nach Feierabend erledigt und es würde nicht so viel los sein.
Es gab kaum ein Durchkommen in den Gängen, dabei waren die schon so breit, dass zwei Einkaufswagen und eine Person locker nebeneinander durchgehen konnten. Aber wenn überall Wagen und Leute standen, die darüber diskutierten, was sie mitnehmen sollten, dann war es natürlich schwierig, sich dort hindurchzuschlängeln. Wie gut, dass sie ohne Wagen oder Korb in den Laden gegangen war. Mit dem Ballast wurde sie nicht durchkommen.
Ein Glück, von der Kartoffelstärke gab es noch ein paar Kartons. Das wäre ein Problem geworden, wenn es nichts gegeben hätte. Früher hatte man die Stärke problemlos im Discounter bekommen, aber seit einiger Zeit gab es dort keine mehr. Im Grunde genommen gab es nur diese Supermarktkette, bei der man Kartoffelstärke bekam. Mit Brühwürfeln war es genauso. Die gab es nur hier, alle anderen Supermärkte und Discounter hatten nur Brühe in Gläsern.
Schnell zur Kasse und dann raus aus dem Laden. Abrupt blieb sie stehen, als sie die Schlangen sah, die sich vor den Kassen gebildet hatten. Oh nein, das durfte nicht wahr sein! Sollte sie wegen einer Packung Kartoffelstärke jetzt ewig anstehen? Was machte sie nur?
Kurz erwog sie, die Packung einfach in der Jacke verschwinden zu lassen. Bei ihrem Glück würde sie garantiert erwischt werden. Einfach liegen lassen war auch keine Option. Sie brauchte die Stärke für den Nachtisch.
Ihr Blick streifte umher und blieb an der Information stehen. Hatten die nicht auch eine Kasse? Genau, sie würde einfach dort hingehen und das Päckchen Kartoffelstärke bezahlen. Das würde schneller gehen, als wenn sie sich an einer der Schlangen anstellte und in einer halben Stunde noch dort stand.
Bevor noch jemand anderes auf ihre Idee kam, eilte sie auf die Information zu. Sie würde längst wieder zu Hause sein, wenn der letzte an der Schlange gerade bezahlen würde.

Adventskalender 20. Dezember – Wo ist das Geschenk?

Er hasste Julklapp, seitdem sie dieses blöde Schulwichteln das erste Mal in der fünften Klasse gemacht hatten. Jedes Mal bekam er irgendein bescheuertes Zeug, das er nicht gebrauchen konnte. Höhepunkt war letztes Jahr gewesen, als ihm jemand ein Strickbuch für Anfänger schenkte. Was sollte er denn damit? Er war ein Junge! Mit solchem Mädchenkram beschäftigte er sich nicht. Moritz konnte stricken, aber das war auch der einzige seiner Kumpels. Das Strickbuch hatte Verwendung gefunden, denn er hatte es gestern für Nora eingepackt. Die hatte er bei dem blöden Julklapp gezogen. Ob sie was damit anfangen konnte, wusste er nicht. Sie war erst seit diesem Jahr in seiner Klasse und er hatte noch nicht viel mit ihr zu tun gehabt.
Wenn er dieses Jahr wieder so einen Schrott bekäme, würde er sich im nächsten Jahr selbst ziehen. Das würde er schon hinkriegen, ohne dass die anderen es merken würden. Dann kaufte er sich selbst, was er wollte und schenkte es sich. Mensch, darauf hätte er schon in diesem Jahr drauf kommen können. Warum hatte er das nicht gemacht?
Da kam das dritte Geschenk zu ihm. Mal sehen, ob das wieder nur eine Zwischenverpackung war oder sich endlich als sein Geschenk entpuppte.
Ungeduldig riss er das Zeitungspapier auf und zum Vorschein kam buntes Geschenkpapier mit einem kleinen Kärtchen auf dem Claudia stand. Also wieder nichts für ihn. Würde er weiter warten. Vielleicht bekäme er auch gar nichts. Man hatte ihn einfach vergessen oder wollte ihm nichts schenken. Das wäre auch eine Idee. Wäre natürlich am Ende blöd, wenn er mit leeren Händen da stehen würde, aber besser nichts geschenkt bekommen haben, als etwas bekommen, dass man nicht gebrauchen konnte.
Päckchen Nummer vier hatte den Weg zu ihm gefunden. Das war ziemlich klein. War da überhaupt was drin? Er zerriss die Hülle und fand eine weitere. Ein Name stand nicht drauf, also öffnete er diese vorsichtig. Nun war da etwas mit Luftpolsterfolie umwickelt. Mühsam fummelte er das Tesa ab und fand  – nichts! Hä! War das ein Witz? Sollte das Geschenk etwa Luft sein oder die Folie? Das fand er jetzt gar nicht lustig. Jetzt hatte er das alles ausgepackt und es war nichts drin gewesen. Welcher Idiot war das gewesen? Er wollte sich wenigstens über ein Mistgeschenk ärgern, aber gar nichts war dann wirklich blöd.
„Na, was hast du denn drin gehabt?“, fragte Timo.
„Heiße Luft“, sagte er und knüllte das ganze Zeug zusammen.
„Da auf dem Boden liegt was“, sagte sein Kumpel und hob es auf.
Es war ein Kästchen, das die Länge und Breite einer Klorolle hatte. Außen konnte er ein Auto erkennen. Das war der Bausatz für ein Auto aus den zwanziger Jahren. Ein Caddy Sport sollte es sein. Das Modell hatte er noch nicht. Wer hatte ihm das geschenkt? Wie toll!
„Wer verschenkt denn Modellbausätze?“, sagte Timo und wandte sich entsetzt ab. Mit so etwas konnte er nichts anfangen.
Er konnte sich denken, wer ihm das geschenkt hatte. Es gab nur eine Person in der Klasse, der bekannt war, dass er Modellautos bastelte. Ein kurzer Blick zu Lina bestätigte seine Vermutung. Seine Ex nickte ihm kurz zu und redete weiter mit ihren Freundinnen.
Das war das erste Mal, dass er etwas Sinnvolles bekommen hatte, aber nächstes Jahr würde er sich dennoch selbst ziehen. So viel Glück hatte man nur einmal.

Adventskalender 19. Dezember – Schräge Töne

Wie lange hatte er die Trompete nicht mehr gespielt. Seit Ende der Schulzeit musste es gewesen sein. Er hatte einfach keine Zeit mehr dafür gehabt und die Trompete war auf den Dachboden gekommen. Dort lang sie viele Jahre im Dornröschenschlaf. Eigentlich hatte er nur die Tannenbaumdeko herunterholen wollen. Stattdessen war er auf seine alte Trompete gestoßen.
Ob er noch etwas spielen konnte? Er setzte das Mundstück auf und blies hinein. Heraus kam erst einmal nichts. Wenn man einfach hineinpustete, konnte das nichts werden – ein Anfängerfehler. Noch einmal blies er ins Mundstück und endlich kam ein Ton heraus. Aber was für einer. Schräger ging es nicht. Das hatte er früher wirklich besser gekonnt. Er hatte in Schulkonzerten mitgewirkt, hatte in einer Band gespielt und jetzt bekam er nicht einmal einen vernünftigen Ton heraus? Das konnte er in all der Zeit nicht verlernt haben.
„Marvin, was machst du da?“, hörte er seine Freundin rufen. „Ist die Batterie des Rauchmelders leer?“
Das klang ganz anders.
„Ich habe meine Trompete wieder gefunden“, sagte er.
„Deshalb machst du die Nachbarn verrückt? Pack die wieder weg. Damit kannst du Mäuse verjagen.“
Rike hatte recht. Das hatte nicht wirklich schön geklungen. Aber wenn er die nächsten Tage ein wenig üben würde, könnte er an Weihnachten bestimmt ein Lied zum besten geben. „Ale Jahre wieder“ bekam jeder hin. Hier waren auch ein paar Noten, sogar Weihnachtslieder waren dabei. Am besten probierte er es mal aus, ob er nicht eine erkennbare Melodie schaffen würde.
Er setzte sein Instrument an die Lippen und blies hinein. Sein Gesicht verzog sich, als er die schrägen Töne hörte, die er der Trompete entlockt hatte. Das würden anstrengende Tage werden, aber sein Ehrgeiz war geweckt. Er würde bis Weihnachten ein Lied üben und das fehlerfrei bei der Bescherung vorspielen. Sollten sich die Nachbarn Watte in die Ohren stopfen. Er würde üben. Rike würde er auch davon überzeugen und am Ende würde es ihr gefallen.

Adventskalender 18. Dezember – Die bunte Zeit

Draußen war es trist und kalt, während es im Winterquartier schön warm war. Allerdings auch sehr eng. Die anderen Kaninchen hockten einem auf der Pelle, dass man nicht in Ruhe seinen Salat mümmeln konnte. Hoppel Knickohr war lieber draußen, dort gab es trotz der Jahreszeit für sie genug zu finden. Bei irgendwelchen anderen Tieren fiel immer ein wenig Futter für sie ab. Sie kannte die Schlupflöcher, wo sie am besten hineinkam und etwas abstauben konnte. Dann gab es auch noch die Besucher, die ihr etwas gaben.
Nachts hielt sie sich lieber im Warmen auf, da nützte selbst ihr dickes Fell nichts. Eine Höhle wollte sie sich nicht graben, um sich ihr schönes seidenglattes Fell nicht zu ruinieren. Auf das war sie stolz. So ein schönes sandfarbenes Fell hatte niemand außer ihr.
Jetzt waren wieder die bunten Sachen im Stall aufgehängt worden. Diese Kugeln, in denen man die anderen Kaninchen doppelt sah. Die in der Kugel waren glücklicherweise schweigsam und klauten einem nicht das Futter. Hoppel Knickohr fragte sich jedes Jahr, warum das gemacht wurde. Irgendetwas bezweckten die Menschen damit. Vielleicht wollten sie der dunklen Zeit einfach nur ein paar bunte Farben entgegensetzen, damit nicht alles trist wirkte. Genau so würde es sein. Aber wieso wurden die bunten Kugeln immer zusammen mit roten oder goldenem Flatterzeug an abgesägte Tannen gehängt? Jedes Jahr kam so ein Baum zu ihnen in den Stall. Schmecken tat der nicht. Einmal hatte sie dran geknabbert, als sie noch ein jungen Kaninchen gewesen war, dass noch nicht den großen Freiheitsdrang verspürt hatte. Scheußlich hatte das geschmeckt und ihr schönes Fell verklebt.
Eigentlich war die bunte Zeit ganz schön, auch wenn die anderen Kaninchen sich fürchteten, sie könnten als Braten enden. Darüber brauchte Hoppel Knickohr sich keine Sorgen zu machen. Sie schmeckte nicht und wenn es gefährlich wurde, strolchte sie einfach draußen umher. Dort konnte ihr niemand etwas. Das sollten die anderen ihr nachmachen, aber die blieben lieber im Warmen.

Adventskalender 17. Dezember – Auf der Suche

Wieso wurde Geschenkpapier erst kurz vor Weihnachten in großer Vielfalt angeboten? Manchmal brauchte sie es bereits Anfang November, um die ersten Geschenke einzupacken. Um die Zeit etwas Gescheites zu finden, war reine Glücksache.
Meist waren Hirsche, Tannenbäume oder Schneeflocken aufgedruckt. Damit konnte sie nichts anfangen. Dazu kam die geringe Länge des Papiers. Was sollte sie mit zwei Metern? Damit ließen sich gerade zwei Geschenke einpacken. Mit Glück auch drei.
Mindestens fünf Meter brauchte sie, am besten zehn. Letzteres gab es äußerst selten und meist mit Nussknackern oder anderen Motiven, die viel zu weihnachtlich oder einfach nur kitschig waren.
Genau so entwickelte sich der Weihnachtsbrauch. Es wurde alles kitschiger.
Jetzt war neues Geschenkpapier hinzugekommen. Eigentlich auch nicht mehr neu, aber man hatte es jetzt erst für den breiten Kundenstamm entdeckt.
Folie gab es seit Jahren. Beim Floristen gab es das als durchsichtige Variante, wenn nicht Papier benutzt wurde. Jetzt wurden Vorder- und Rückseite mit verschiedenen Farben bedruckt.
Wer packte darin ganz normale Geschenke ein? Da wurden einem Dinge vorgegaukelt, die am Ende nicht in der Folie verpackt waren. Das Theater wäre groß. Deshalb blieb sie bei Papier und weihnachtlichen Motiven, die weder kitschig noch blöd waren.